"Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft", Öl auf Leinen, 130 x 130, 1947, Verz.Nr. 28
Heimkehr, Juni 1946. Seine Frau Rosie empfing Hans Wulz, den Heimkehrer aus der englischen Kriegsgefangenschaft daheim im Atelier. Es läutete und sie wartete, bis er eintrat. Er hatte die alte Wehrmachtsuniform an, auf dem Rücken waren groß die Buchstaben P. W. aufgedruckt (”prisoner of war”). Hans Wulz war sehr glücklich. Sein Atelier war nicht zerstört, lediglich ein paar Fensterscheiben waren gebrochen. Er selbst war völlig unverletzt und gesund.
Kaum wieder zu Hause, begann er mit seiner Arbeit. In den Jahren 1946/47 fanden die Heimkehrertransporte aus den verschiedenen Kriegsgefangenenlagern statt. Die Ankunft der Heimkehrer war meist auf den Südbahnhof. Hans Wulz befand sich gelegentlich dort ein und machte Skizzen von Wiedersehensszenen zwischen den Heimkehrern und deren Anverwandten.
Diese Erlebnisse berührten ihn zutiefst. Er fertigt immer neue Skizzen an mit zum größten Teil persönlichen Studien. Schließlich versäumte Hans Wulz kaum einen Heimkehrertransport. Aus diesen Studien entstanden zwei große Ölgemälde zum Thema “Heimkehr”. Eines zeigt einen Vater, der seinen Sohn empfängt, ihn umarmt. Dieses Gemälde befindet sich nun im Besitz des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums.
Tiefe Spuren des Leides hat auch das Wiedersehen mit seiner Mutter gleich nach seiner Heimkehr aus der Gefangenschaft hinterlassen. Hans Wulz hatte vor Kriegsbeginn künstlerisch eine recht aufstrebende Zeit erlebt und sein neues, von Carl Hollitzer übernommenes Atelier renoviert und frisch eingerichtet. Seine zweite und nun neue Heimatstadt Wien hatte er in guter Erinnerung zurücklassen müssen, als er zum Besatzungsdienst nach Frankreich einberufen wurde.
Sein erster Eindruck nach seiner Heimkehr im Jahre 1946 muss ein schwerer Schock für ihn gewesen sein. Obwohl sein Atelier weitgehend unversehrt war, war jedoch die Innenstadt Wiens schwer zerstört worden. Seine Mutter fand er schwer krank und leidend vor. Beide schlimmen Eindrücke zusammen haben ihm seelisch schwer zu Schaffen gemacht und er hat sowohl seine kranke Mutter wie auch seine schwer beschädigte Heimatstadt Wien zum Thema zahlloser Zeichnungen, Skizzen und Ölgemälde gemacht.
All diese Gemälde mit Schicksalsmotiven sind Zeitdokumente von Hans Wulz. Durch seine Malerei hatte er, ein sehr in sich gekehrter und introvertierter Mensch, die schlimmen Eindrücke zu bewältigen versucht. Auf dem unten gezeigten Bild "Heimkehr (Mutter und zerstörter Stephansdom", 1946, hat er beide schmerzliche Eindrücke in einem Gemälde verewigt.